Zusammenfassung
Die Studioproduktion begann mit dem Beginn des 4. Semesters am 14.03.17. Das motivierte Team stürzte sich auf die Aufgabe und konnte das Projekt am 29.06.17 auf der Media Night vorstellen.
Die Produktion ist mit dem Ausgang des Projekts insgesamt sehr zufrieden, auch wenn es natürlich beim Verlauf einige Probleme gab. Zum Beispiel erschwerte die späte Locationfindung der Wohnung die gesamte Produktion. Es ging sehr viel Zeit verloren, ohne das wirkliche Ergebnisse erzielt werden konnten, dadurch wurden auch weitere Phasen wie die Auflösung und die Szenenbild-Kalkulation beeinträchtigt. Ein weiterer negativer Aspekt war die Weekly Struktur, deren Zeitrahmen fast wöchentlich gesprengt wurde. Während die Diskussionen im Weekly zu ausführlich waren und dadurch eher eine unproduktive Atmosphäre herrschte, wurden außerhalb des Weeklys die Kommunikationsplattformen erfolgreich angewendet, um einen ständigen Informationsaustausch sowohl zwischen den Departments, als auch den einzelnen Teammitgliedern herzustellen.
Natürlich konnte die Produktion auch feststellen, dass einige Teammitglieder engagierter arbeiteten als andere, aber dies ist in einem solch großen Team, welches dazu noch zusammengewürfelt war, nicht zu vermeiden.
Obwohl das Pensum zu Beginn noch sehr hoch war, konnten aufgrund der hohen Anstrengungen der Produktion und einzelner anderer Teammitglieder alle nötigen Vorbereitungen getroffen werden, um einen reibungslosen Dreh zu gewährleisten. Eine agile Struktur zwischen den Departments und wöchentlich neu gesteckte Ziele konnten dies ermöglichen. Ausnahme hierbei war die plötzliche Absage eines Motivs, wofür kein Teammitglied verantwortlich gemacht werden kann.
Der Dreh selbst lief sehr gut und ohne nennenswerte Zwischen- oder Ausfälle. Besondere Herausforderungen die gemeistert wurden, waren unter anderem: Die großen Distanzen zwischen den Locations, die aufgrund der zusätzlichen Transportwägen und hilfsbereiten Teammitgliedern keine Hürde darstellten. Des Weiteren konnte die Produktion durch die Catering Sponsorings das komplette Team täglich mit Frühstück und Mittagessen versorgen, was die hohe Effizienz am Set noch unterstützte. Die Außenlocations stellten durch Wetterabhängigkeit ein gewisses Risiko dar. Allerdings konnten durch gute Arbeits- und Pausenteilung die Unsicherheiten umgangen werden.
Die Postproduktion begann bereits am zweiten Drehtag. Der Schnittmeister konzentrierte sich zu diesem Zeitpunkt schon auf den Rohschnitt. Auch die Regie war immer wieder involviert. So konnte schon kurz nach dem Dreh eine Rohschnittfassung vorgestellt werden. Ein Kritikpunkt der Produktion stellten hierbei die vielen Iterationen dar, da zwischendurch kaum neue Ergebnisse erstellt werden konnten, und so oftmals dieselben Dinge diskutiert wurden. Dieser negative Aspekt zog sich leider durch die gesamte Postproduktion. Positiv hervorzuheben ist die Arbeit des Postproduction Supervisors, der Grading, Sounddesign und Musik managte und als Datawrangler perfekt agierte, um wöchentlich den aktuellen Stand präsentierbar zu machen.
Das abschließende Kolloquium vor der AM-Professur wurde als „gelungen“ verbucht. An der anschließenden Media Night konnte der Film durch die stündliche Vorführung knapp 3000 Leuten gezeigt werden. Das überwiegend positive Feedback erreichte die Teammitglieder noch an diesem Abend. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieses Feedback auch bei einem größeren Publikum (Filmfestivals) durchsetzt.
Mit welchen Risiken war zu rechnen?
Eine Studioproduktion ist auf eine andere Weise risikoreich als ein normales Filmprojekt. Ein Scheitern dieses Projekts ist im akademischen Sinne erlaubt, von den Teammitgliedern aber alles andere als erwünscht.
Das Projekt war den Vorgaben der Hochschule folgend ausschließlich mit zur Drehfreigabe gesichertem Kapital finanziert. Die Gefahr einer Verschuldung wurde durch eine entsprechende Vorkalkulation inklusive eines ausreichend dimensionierten Kalkulationspuffers minimiert. Die Vorkalkulation deckelte den Ausgabebetrag der einzelnen Departments entsprechend der vorhandenen Geldmittel, welche überwiegend zu Beginn des Produktionssemesters bereits feststanden. Durch die gute Kommunikation und wöchentlichen Absprachen der Department-Verantwortlichen mit der Produktionsleitung über den Finanzierungsstand konnten die verfügbaren Budgets für die einzelnen Departments noch erweitert werden. Diese wurden im Ende aber teils oder durch Rückgaben gar nicht ausgeschöpft. So kamen keine Privatkosten auf die Studenten zu.
Eine Filmproduktion ist neben der Finanzierung natürlich auch durch andere Faktoren gefährdet. Als Gruppenanstrengung hängt die Fertigstellung sowohl an den Mitgliedern als auch an der eigentlichen Zusammenarbeit. Erkrankt ein Teammitglied oder ist anderweitig unfähig im Team zu agieren oder sich in den Wochen um die Drehphase vollständig zu verpflichten, dann gilt dies als erhebliches Risiko für die Produktion. Während manche Stellen in der Regel unersetzbar sind (u.a. Regie, Produktionsleitung, DoP, …), war dies in der Tat möglich durch frühes Eingreifen betroffene „Risiko“-Stellen geeigneter zu besetzen. Bei „Schatten“ war dies in der Tat der Fall: der französische Austauschstudent, der zu Beginn des Produktionssemesters als zweiter Kameraassistent an Bord geholt wurde, stellte sich als unpünktlich, aufgrund der Sprachenbarriere als schwer kommunikativ und infolgedessen für die Drehphase als ungeeignet heraus. Bei einem gemeinsamen Treffen mit Prof. Grandinetti, der Produktion und der Kameraabteilung wurde offen über das dadurch entstehende Risiko gesprochen und eine Lösung erarbeitet, die allen Betroffenen zusagte. Eine erfahrene Studentin aus einem höheren AM-Semester wurde als neue zweite Kameraassistenz engagiert und der besagte Austauschstudent blieb als Tech-Trainee mit im Team um somit die Kamera- und Lichtabteilung weiterhin zu unterstützen. Durch die Kommunikation mit der Professur und der Offenheit der Studenten wurde gekonnt dieses Risiko beseitigt.
Nicht nur interne Teamausfälle stellen ein erhebliches Risiko dar. Externe Filmschaffende tragen genauso einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Filmproduktion nicht scheitert. Die Produktion konnte leider unter den zeitlichen und finanziellen Umständen keine „Backup“-Schauspieler casten. Beispielswiese hätte also das Absagen des Hauptdarstellers die Filmproduktion zum Scheitern verurteilt. Bei „Schatten“ machte außerdem die Position der Maskenbildnerin kurz vor dem Dreh einige Schwierigkeiten, da der Verantwortungsbereich nicht deutlich zwischen Produktion und Szenenbild abgesprochen war und somit eine Woche vor Drehbeginn die Position immer noch zu füllen war. Durch die Anstrengungen der Regieassistentin und Joshua Neubert wurde eine Verbindung zum Stadttheater hergestellt. Glücklicherweise erklärten sich zwei Auszubildende des Theaters dazu bereit im täglichen Wechsel die Maske zu Drehbeginn einzurichten. Die Regieassistentin hielt dann den restlichen Tag die Maske auf Anschluss. Diese von außen zu besetzende Rollen waren Risiken, welche durch eine noch bessere Vorproduktion mit mehr finanziellen Mitteln und zusätzlichen Arbeitskräften sicherlich hätten vermieden werden können.
Der Dreh selbst war bei „Schatten“ natürlich durch die Absage der Wohnung gefährdet. Dieser Ausfall war kein Risiko für die gesamte Produktion, aber immerhin für drei wichtige Filmszenen an drei Drehtagen. Sonst waren die Außendrehs natürlich aufgrund der Tatsache, dass die Motive wetterabhängig waren, nicht nur für die Geschichte des Films, sondern auch für die Drehlogistik ein Risiko. Das Gewitter am Unfallort stellte für die Thematik des Films zwar kein Problem dar, aber für die Filmtechnik war nicht ausreichend Schutz verfügbar um bei Regen weiterzudrehen. Daher wurden während der schlimmsten Phasen des Gewitters Pausen eingelegt um das Risiko eines wasserbedingten elektrischen Schadens an Technik oder Personen zu vermeiden.
Durch den sonst reibungslosen Verlauf des Drehs und die ausreichende Vorbereitung der Postproduktion kam die Gefahr den Film zeitlich nicht fertigzustellen niemals auf.
Wurden unsere Ziele erreicht?
Im Großen und Ganzen wurden die Ziele der Produktion erfüllt. Wir haben alle Aufgaben der Vorproduktion rechtzeitig vor dem Dreh abschließen können. Die Finanzierung erreichte noch vor dem Dreh eine stolze Summe in Höhe von 8.600€, die uns ermöglichte die vielen Motive logistisch zu stemmen, mit externen Darstellern und mit einer hinzugemieteten Ausrüstung zu drehen. Die Anforderungen an die Finanzierung, Casting, Motive, Equipment, Catering und Logistik wurden eingehalten.
Die Ziele, die wir uns für den Dreh gesetzt haben, wurden auch vollständig erfüllt. Alle Drehtage wurden pünktlich begonnen und endeten zum vorgesehen Drehschluss. Nahezu alle geplanten Einstellungen wurden umgesetzt, die Fehlenden wurden bewusst gestrichen, da sie für den Film nicht essentiell waren. Eine der größten Bedingungen, den Film bis zu dem Kolloquium und der Media Night fertig zu stellen, haben wir mit viel Fleiß erfüllen können.
Dennoch haben wir einige Ziele, die wir uns als Team zu Beginn der Produktion gesetzt haben, nicht erreicht. Die Länge des Filmes ist von 10 Minuten auf 15 Minuten (zzgl. Abspann) angewachsen, wobei der veranschlagte Workload von 35h/Woche für leitende Positionen deutlich überschritten wurde. Die von Prof. Grandinetti geratene Regel „2 Darsteller. 2 Motive.“ wurde aufgrund des Drehbuchs auf „4 Darsteller, 7 Motive“ unter der Bedingung geändert, dass wir den Dreh nach dem „Low-Gravity“-Prinzip, also mit geringem technischen Aufwand, gestalteten. Dieser Wunsch verpuffte während den Drehvorbereitungen, da wir als Team feststellten, dass die Qualität der jeweiligen Einstellungen stark eingeschränkt wird und wir uns somit gemeinsam dazu entschieden, den Mehraufwand zu betreiben und den Dreh an den einzelnen Motiven im vollen Umfang umzusetzen.
War das Projekt erfolgreich?
Aus Sicht des Projektteams war die Studioproduktion in mehrfacher Hinsicht erfolgreich.
Das Publikum und auch die Professorenschaft reagierten sehr positiv auf das Ergebnis und es gab auch besonders erfreuliches Feedback von als streng empfundenen Professoren. Die Gruppenendnote von 1,3 setzt sich aus der Professorenwertung im Kolloquium 1,3 und der gleich gewichteten Dozentenwertung 1,7 zusammen. Der Erfolg einer HdM-Studioproduktion definiert sich auch an ihrem Bekanntheitsgrad in der Hochschule und Eignung für Demo-Reels der Teilnehmer. Durch die regelmäßigen Social-Media-Aktivitäten stieg die Bekanntheit unter den Studierenden höherer und tieferer Semester ebenfalls.
Das Team bekam während dem Kolloquium auch Rückmeldung von Alexander Böhle, einem erfolgreichen Kameramann aus der Berufswelt, der das Projekt als sehr gelungen bezeichnete und insbesondere die mutige Bild- und Lichtgestaltung hervorhob.
Alles in allem hat das gesamte Team nicht nur sehr viel ausprobiert und gelernt, sondern es sind auch Freundschaften entstanden, die zukünftige gemeinsame Produktionen befähigen werden.
Bilder: Joshua Neubert