Kilometerlanges Nichts im finnischen Taivalkoski. Hier wohnt der Rentierzüchter Juha Virkkunen mit seiner Frau Arja. Im nordischen Winterwunderland bewirtet er Gäste von überall her und erzählt ihnen von den finnischen Traditionen seiner Familie und der Region. „Neue Erfahrungen, reine Natur, sauberes Wasser und Ruhe“ sind es, was die Menschen hier oben laut Arja suchen.

Genau diese Natur und Juha Virkkunen selbst waren es, die die Initiatorin Katja Schmid begeisterten. Im April 2018 besuchte die Dozentin der Hochschule der Medien (HdM) die Farm des Rentierzüchters. „Ich war sofort begeistert von seiner Persönlichkeit, seinem lokalen Wissen und der Art und Weise, wie er die Effekte des Klimawandels auf seine Region aufzeigen konnte“, berichtete Schmid. Juha leidet besonders unter den immer extremer werdenden Temperaturen im hohen Norden – die warmen Sommer trocknen die Wälder aus und die heftigen Niederschläge im Winter sorgen für überlaufende Flüsse. Dazu kommt der fehlende Nachwuchs: Nur wenig junge Finnen entscheiden sich heute noch für den Beruf des Rentierzüchters. So gerät die Kultur in Gefahr und die Touristen bleiben aus. Doch Juha bleibt zuversichtlich: „Unsere beste Zeit ist vielleicht vorbei, aber Rentiere bleiben ein untrennbares Stück Finnlands.“ Jeden Tag schickt er einen positiven Gedanken gen Himmel und freut sich über seine Tiere.

Katja Schmids Vorschlag eine Dokumentation über Juha und seine Geschichte zu drehen gefiel dem Finnen ebenso gut wie ihr und so entstand aus der Idee ein internationales Kooperationsprojekt, an dem acht deutsche Student*innen mitwirkten. Bei der internationalen Woche an der Hochschule der Medien im November 2018 gelang es Schmid dann, die finnische Dozentin Karolina Niemelä der OAMK Universität in Oulu für das Projekt zu begeistern. Zurück in Finnland mobilisierte diese eine Gruppe Studenten, so dass der Kooperation und Co-Produktion der beiden Hochschulen nichts mehr im Wege stand.

Als die Student*innen der HdM im März 2019 an der 200 Jahre alten Farm des Rentierzüchters ankamen, war Juha überrascht: „Ich dachte erst, das wird ein normaler Besuch meiner Rentierfarm, der filmisch festgehalten wird. Erst als die Crew ankam, habe ich verstanden wie groß dieses Projekt wird.“ Im Gepäck hatten die Studierenden Kameras, Stative, Mikrofone, Linsen und eine Drohne. Damit nahmen sie elf Tage lang den Alltag Juhas auf. Neben Skype-Terminen, langen Arbeitstagen und der ständigen Absprache mit den Kollegen in Deutschland, erschwerte auch das winterliche Wetter vor Ort den Dreh und sorgte abends für erschöpfte und müde Medienstudent*innen. Selbst die Rentiere hatten für die Crew eine Überraschung parat: Durch den hohen Schnee stiegen sie über den Zaun und verschwanden in die Wälder. „Das war von den Rentieren so geplant – sie wollten, dass das Material von ihnen authentisch erscheint“, scherzte Juha über seine Tiere.

„Dieses Projekt hat mich viel Zeit und Arbeit gekostet. Ich hoffe die Mühe zahlt sich aus und fördert den Tourismus in meiner Region“. Mit diesen Worten verabschiedete sich Virkkunen am Ende der Dreharbeiten von den deutschen Studenten. Katja Schmid hofft, dass diese als Initialzündung für weitere Projekte dient. Denn eine kritische Auseinandersetzung mit den Themen unserer Zeit ist ihr wichtig. Vor allem das internationale Zusammenarbeiten sorge für einen frischen Blick auf die Lebensverhältnisse anderer Länder. Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung unseres Projektes durch den Förderverein „Freunde & Förderer der HdM e.V.“.

 

Autor/ Bildcredits: Niclas Scheiblich, Clarissa Danner, Fiona Noever, Nora Schwarz und Brigitte Buck